Jetzt muss ich unbedingt mal wieder etwas schreiben zu "Singen mit
Flüchtlingen". Im Keller des Flüchtlingshauses treffen wir uns nun schon länger.
Jedes mal wenn wir kommen sind andere Stühle und Tische oder kein Tisch
drin... aber immer der Kicker, den trägt keiner in sein Zimmer- Mir fällt jetzt erst auf: diesmal war kein Fahrrad drin, das war noch nie....Also
hier treffen wir uns.
Die Eritreer sind die eifrigsten, sie wollen auch
mehr als ein mal im Monat singen, so wie es momentan ist. Sie haben nun
schon mehrmals ihre selbstgebauten Instrumente ( erst nach
ausdrücklicher Aufforderung!) mitgebracht: eine Krar: https://de.wikipedia.org/wiki/Krar
Ich durfte sie auch schon spielen und man hat mich respektvoll
angeguckt, anscheinend habe ich es gut hinbekommen. Gestern habe ich
auch das erste mal Kontrabass „gespielt“ es passte genau ein Ton einer
leeren Seite vom Kontrabass zu der Krar- Ich stellte einem anderen
Eritreer einen Holzstuhl hin und so hatten wir auch Percussion. Alles
zusammen war ein runder Klang- das ganze noch mit Gesang- aber nicht von
Deutschen.... Das kriegen wir deutsche gar nicht hin- die vielen
hibbeligen Töne in engen Abständen sind für mich wuseliges Durcheinander
wo ich nicht hinterher komme.
Diesmal waren drei Männer und zwei
Kinder dabei: 4. Klasse und eines noch im Kindergartenalter. Mit uns
drei Musikern: Geige, Kontrabass und Gitarre und Krar... war es zu acht
richtig schön. Langsam wächst auch das Vertrauen, so haben wir auch
hinterher noch geratscht und sie haben uns gefragt wohin wir in den
Urlaub fahren und dass Bauern in Deutschland auch nicht mit 67 in Rente
gehen...
Das ganze erfüllt uns alle- es ist ein respektvoller vorsichtiger Umgang, man schaut sich in die Augen und wir lachen viel und machen mit den Liedern einfach auch mal Quatsch. Einer der Sänger war vor kurzen im Ort Erntehelfer bei einer Kartoffelernte. Da kam mir die verrückte Idee ein Lied, das witziger Weise eh nur einem Wort besteht, einfach mit dem Wort "Kartoffel" zu ersetzen. Danach gab es für die Kinder eine Schokopudding- Strophe und eine "Kindergartenstrophe", wobei jeder mal im Kreis ging und wir Erwachsene uns winzig klein gemacht haben das sah schon komisch aus- besonders als die Kinder sich noch kleiner machten...
Ich schätze auch die Zusammenarbeit von uns Musikern: total flexibel ( siehe Instrumententausch...) und jeder hat eine gute Idee und bringt Lieder ein- Der Mann am Kontrabass ist Lehrer der Musikschule vor Ort und die die Frau an der Gitarre ist ebenfalls erfahren und sehr musikalisch. Keiner von uns macht sich Gedanken um Tonarten- rucki zucki wird es mehrstimmig- Tolle Lieder haben wir, aber dazu nicht wirklich ergiebiges Notenmaterial - Trotzdem: So habe ich noch nie Musik gemacht:-)